Naturnahe Grundstücksgestaltung – Vielfältige Biotope auf kleinem Raum
Der Imkerverein Offenbach hat sein Vereinsgrundstück seit 1980 von der Stadt Offenbach gepachtet. Das Grundstück liegt im „Grünring“ der Stadt. Der „Grünring“ ist ein die Kernstadt umschließendes Landschaftsband, das die großen Parkanlagen der Stadt per Fuß- und Radweg verbindet. Außen an den „Grünring“ grenzen aufgelockerte Stadtbereiche. Das heißt, dass das Vereinsgrundstück neben Siedlungsflächen auch in vielfältige grüne Nachbarschaftsflächen, wie städtisches Grünland, Kleingärten, Waldflächen eingebunden ist und seine Pflanzen- und Tierwelt mit ihnen „über den Gartenzaun“ im Austausch steht. Zudem besteht für den Verein, dadurch dass der „Grünring“ im städtebaulichen Entwicklungskonzept der Stadt festgeschrieben ist, eine gewisse Planungssicherheit für eine langfristig gedachte Gestaltung.
Das Grundstück hat die Form eines Handtuchs, etwa 20 m schmal und 95 m lang. Im vorderen Teil steht das Vereinsheim, dahinter sind die Bienenstände. Die Grasflächen um die Bienenstände werden regelmäßig gemäht, die Ränder und restlichen Flächen sind mit Gehölzen, Stauden und einem wunderschönen alten Baumbestand bewachsen. Im Laufe der Zeit wurde die Bepflanzung immer mal wieder an einzelnen Stellen erweitert oder ergänzt, so dass sich ein naturnaher dichter Bewuchs entwickelte. Zum Nachteil wurde, dass die Gehölze sich stark ausgedehnt haben, so dass sie innen verkahlten. Zwischen den Gehölzen sind junge Bäume hoch gewachsen und führten zu einer starken Beschattung, dadurch wurden licht- und wärmeliebende Arten unterdrückt, Brombeeren und Brennnesseln wucherten. Auch die Grasflächen waren arm an Blühpflanzen und Blühpflanzenansaaten waren nur kurz erfolgreich.
Der Verein wollte eine behutsame naturnahe und pflegeleichte Gestaltung des Grundstücks, das seinem Auftrag der Umweltbildung gerecht wird. Es soll durch die Anlage vielfältiger Biotope ökologisch aufwertet werden und Vögeln, Insekten und Kleinlebewesen einen vielfältigen Lebensraum bieten. Die zugrunde liegende Idee bei der Gestaltung war, durch ein Herausarbeiten und Verstärken der vorhandenen Geländeeigenheiten verschiedenen Biotopen die Grundlage zu bereiten sich natürlich stabil anzusiedeln, so dass sie ohne viel Pflegeaufwand dauerhaft erhalten werden können.
Natürlich mussten bei der Umgestaltung auch die Bedürfnisse des stark wachsenden Vereins berücksichtigt werden, der zusätzliche befestigte Flächen für Bienenstände und Veranstaltungen auf dem Gelände benötigte.
Geplant und vom Verein beschlossen wurden die Maßnahmen im Herbst 2016. Finanziert wurden sie durch Teilnahme an der Ausschreibung des Umweltpreis der Stadt Offenbach 2017, dem EVO Sponsoring Wettbewerb „10 Jahre EVO Futura“ 2017 und einer Förderung aus dem Fraport Umweltfond 2018.
Im folgenden Plan 1 ist die Bestandsaufnahme vor der Umgestaltung dokumentiert:
Die beschlossenen Maßnahmen sind räumlich im Plan 2 ersichtlich:
Die Maßnahmen zu den Nummern (1) bis (6) in den gelben Sechsecken sind nachfolgend beschrieben. Die Buchstaben-Nummer-Kombination z.B. (H6) in den Beschreibungen bezieht sich auf die Pflanzen-Nummern, die in Plan 1 und seiner verlinkten Liste genannt sind.
Die Arbeiten wurden von 2017 bis 2019 durchgeführt. Begonnen wurde im Frühjahr 2017, nach dem Aufwachen der „Winterschläfer“ wie Igel, Eidechsen, Molche, mit der Säuberung der „Schmuddelecken“ auf dem gesamten Grundstück. Alles das vielleicht noch irgendwann mal gebrauchen werden könnte aber jetzt nicht gebraucht wurde, wurde entsorgt.
Maßnahme 1
Im Herbst / Winter 2017/2018 wurde Gehölzflächen stark zurückgeschnitten und gerodet, wo sie sich zu stark ausgebreitet hatten und in der Mitte verkahlt und von Brombeeren überwuchert waren. Es wurden kleine durchgrünte aus verschiedenen blühenden Arten wie z.B. Schneebeere, Liguster bestehende Gehölzinseln geschaffen
Maßnahme 2
Die stark wüchsigen Haselsträucher (H6) wurden kräftig gestutzt.
Die Kirschlorbeersträucher (H9) wurden entfernt, denn es sollen im „hinteren“ Bereich des Grundstücksein naturnaher Bereich mit möglichst einheimischen Pflanzen geschaffen werden. Im Eingangsbereich ist der „Gartenbereich“ mit Blühpflanzen aus aller Welt.
Maßnahme 3
Junge und zu dicht stehende Bäume (B4 und B11) wurden, in Absprache mit dem Umweltamt der Stadt Offenbach, gerodet.
Ziel der Maßnahmen 1 – 3 war die Beschattung zu verringern und damit Brombeeren und Brennnesseln zurückzudrängen und licht- und wärmeliebende Pflanzen zu fördern. Blühende Büsche wurden frei geschnitten, Flächen für Wiesen und Stauden vergrößert. So soll für die Bienen ein abwechslungsreiches und über das Jahr verteiltes Nahrungsangebot entstehen.
Vom südlich angrenzenden Nachbargrundstück wurden nach Anfrage des Vereins im Winter 2017/2018 überhängende Bäume zurückgeschnitten, so dass die Heckenpflanzen entlang der Grundstücksgrenze wieder Licht bekommen.
Maßnahme 4
Im Frühsommer 2018 wurde eine „Insektenhotelanlage“ errichtet. Sie besteht aus verschieden „Hotels“ mit Stängeln, Lehmboden, Steinen und Blütenständen, einer alten nicht mehr von Bienen besiedelten Klotzbeute, gebohrten Rundhölzern und davor ein Staudenbeet mit viel freiem sandiger Boden für erdbrütende Insekten. Die Stauden sind die wichtige Nahrungsquelle für die hier wohnenden Insekten. Es wurde bei der Pflanzung auf unterschiedliche Blühzeitpunkte und Blütenformen geachtet. Bedingt durch die extreme Trockenheit des Sommers 2018 war die Pflege der neugepflanzten Stauden mühselig – trotz der Auswahl trockenresistenter Arten wie Fetthenne, Thymian, Lavendel, Katzenminze. Doch im Sommer 2019 sah das Beet richtig gut aus.
Maßnahme 5
Der alte Teich war an den Rändern undicht und bestand nur noch aus einer kleinen stark verschlammten Wasserfläche, die im Sommer austrocknete und kaum mehr als Bienentränke dienen konnte.
Für Oktober 2018 lag eine Eingriffsgenehmigung zur Erneuerung des Teichs vom Umweltamt Offenbach vor. Zuerst wurden Pflanzen und Tiere aus dem alten Teich in Wannen verlagert. Dann wurde er von Grund auf erneuert, vergrößert und mit einer Sumpfzone mit einheimischen Stauden erweitert. Zukünftig wird er mit dem Regenwasser der Dachflächen vom Vereinsheim aufgefüllt. Das Teich und Sumpfbiotop ist zum einen als Bienentränke sehr wichtig, denn Bienen bevorzugen mineralhaltiges Wasser aus feuchter Erde oder Moos, zum anderen wurde der Teich innerhalb weniger Wochen von vielen neuen Bewohnern aus den umliegenden Teichen der Kleingärten besiedelt (Fotos 10 – 15).
Gleichzeitig wurde der Graben, der an der Nordseite des Grundstücks entlang läuft ausgebaggert. Er hatte sich im Laufe der Jahre mit Laub und Erde verfüllt. Bei ergiebigen Regen kann sich hier das Wasser sammeln bevor es im städtischen Drainagerohr abfließt. Durch das Ausbaggern bleibt die Rinne länger feucht und es entsteht ein wechselfeuchtes Biotop, das sich vom umliegenden höheren und trockeneren Gelände deutlich unterscheidet.
Maßnahme 6
Für Vereinsaktivitäten, im Besonderen für den „Tag der offenen Tür“ wurde eine weitere Arbeits- und Ausstellungfläche benötigt. Sie sollte eben sein, fest und schnell abtrocknend, so dass sie auch bei Regen benutz werden kann. Dafür wurde von der Fläche eine Bodenschicht abgetragen und dafür eine Lage Schotter und darauf eine Lage Sand aufgebracht. Da die Fläche nur wenige Male im Jahr beansprucht wird, ist es gewünscht, dass auf dem Sand ein Trockenrasen – Biotop entsteht mit viel unbewachsenem Boden für erdbrütende Insekten. Als Absicherung zum Graben hin wurde eine Trockenmauer errichtet, ein Biotop für Schotter- und Felsbewohner.